Servus und verspätete schöne Feiertage sowie ein gutes neues Jahr von mir. Ich habe mir viel Zeit mit diesem Artikel gelassen, da viel passiert ist und ich möglichst viel von unserer Reise durch Mittelamerika haben wollte. Und jetzt viel Spaß bei unseren Eindrücken!
Für Weihnachten flog ich zu meiner Patentante Anne und ihrem Mann Peter in Cumming, Georgia. Mein erstes Weihnachten in den Staaten. Wir machten viele Ausflüge und sind oft mit Wilson, ihrem Hund raus. Georgia, ist ziemlich grün und wir besuchten auch den Anfang des berühmten ‚Appalachian Trail‘.
Der Plan war am 26. Dezember, der in den Staaten kein Feiertag ist, von Atlanta über Houston nach Cancun, Mexiko zu fliegen. Leider wurde mein Flug nach Houston eine Stunde vor Abflug gecancelt. Gott sei dank war meine erfahrene Patentante/Stewardess Anne zur Stelle, loggte sich an so einem Schalter ein und buchte meine Route über Newark, New Jersey mit 7 Stunden Aufenthalt um.
Als ich Andrea, die schon in Cancun gelandet war über Skype anrief war es ein bisschen doof nicht wie erwartet am Checkout auf sie gewartet zu haben. Stattdessen kommentierte ich mit den Worten: Komme ein bisschen später, ich bin in New York – hab dir ein Hostel gebucht ^^ Naja alles kein Weltuntergang! Am 27. bin ich dann nachts um zwei gelandet und musste mich mit den mafiösen Taxifahrern rumschlagen die mir dann 600 MX-Pesos für 11 Km abknüpften (Im Vergleich ich bin für 400 Pesos von Oaxaca nach Mexico Stadt, 460 Km gefahren). Willkommen in Touristen-Gebiet! Ein freundlicher Mann an der Gepäckausgabe erklärte mir, dass mein Rucksack gerade unterwegs nach New Jersey sei. Man wird ihn mir am nächsten Tag ans Hostal liefern.
Mexico
Endlich traf ich im Hostal Andrea wieder. Frohe Weihnachten! Wir beschlossen noch einmal kurz rauszugehen – Tacos essen! Als wir wiederkamen gab es keinen Schlüssel für unser Zimmer da. Der Inhaber der gerade ein Date hatte erklärte uns am Telefon, wir sollten erstmal mit einer Karte probieren, die Tür aufzukriegen. Nach einer Stunde gaben wir auf und der Herr musste dann doch noch kommen und uns aufschließen. Ein Hostal ohne Schlüssel – vielleicht eine Marktlücke. Da Cancun mich aber ziemlich an Palma de Mallorca für Amerikaner erinnert soll es für uns weiter gehen.
Am nächsten Tag trafen wir Ivan, einen Mexikaner den ich in Vancouver getroffen hatte. Ich sollte ihm American Spirit Kippen mitbringen. Er brachte uns dann zum Collectivo-Terminal und wir starteten unsere Reise gen Süden.
Von Cancun auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan, nach San Jose – der Hauptstadt von Costa Rica sollen es am Ende ungefähr 3.250 Km werden.
Playa del Carmen
Wir hatten uns in Sicherheit gewiegt wenn wir in Playa del Carmen eine Nacht verbringen würden. Denkste ! Mindestens genauso touristisch. Allerdings haben ziemlich touristische Gebiete den Vorzug auch meist gutes Essen in der Gegend zu haben.
Ein Abstecher über die Walking-Street offenbart allerlei skuriles, faszinierendes und kaufbares. Der Abschlussdrink war jeweils 1 Liter ‚Michelada‘. Gott – Jeder Mensch sollte die Erfahrung machen eine Michelada zu trinken. Man gewinnt auf jeden Fall an Erfahrung 😉
Tulum
Wir wollen so wenig wie möglich planen – also buchen wir keine Hostals im voraus und versuchen nach Möglichkeit mit dem Zelt durchzukommen. Tulum entpuppt sich aber auch als nicht wirklich Campingfreundlich und wir steigen bei Paco im Chill Inn ab.
Dann standen die Cenotes ‚Escondido‘ und ‚Cristall‘ auf dem Plan. Ein geiler Tag an den kühlen Cenotes lässt bei uns richtiges Urlaubsfeeling aufkommen und der Tag wird ausgekostet. Paco offenbarte uns, dass er kein Bett für uns habe. Er fragte ob wir etwas dagegen hätten bei ihm zu pennen. Gesagt getan, so lagen wir auf einer Matratze vor Pacos Bett und schauten Netflix.
Der letzte Tag des Jahres sollte eigentlich in die Ruinen von Tulum führen, doch wegen enormer Hitze und krassem Ansturm, entschieden wir uns gegen das Gedränge und feierten abends entspannt ins neue Jahr.
Valladolid
Am ersten Januar fahren wir nach Valladolid und treffen Andrea und Sebastian – ein deutsches Pärchen, dass mit dem Bus reist und ein Grundstück in der Gegend gekauft haben. Ich traf sie damals in Mazunte. Die Cenote hier auf dem Grundstück des Campingplatzes ist die schönste, die wir besuchten.
Chichen Itza
Naja das war so eine Sache! Als wir um 12 Uhr dort ankamen, und unsere Sachen für 15€ eingeschlossen haben stellten wir Fest, dass die voraussichtliche Wartezeit ungefähr vier Stunden beträgt. Andrea und Sebastian, die sich hier gut auskannten erzählten uns das Chichen Itza nicht so toll war.
So entschlossen wir dann direkt Busse weiter zu buchen und uns lieber die Tempelstadt Palenque genauer anzuschauen. Gesagt getan – Nachtfahrt! Das Reisen mit dem Fernbus ist in Mexico ziemlich einfach, günstig und komfortabel.
Palenque
Was ein schöner Name, was für schöne Tempel!
Und auch hier zum Vergleich ein paar Masken.
Ich denke die Bilder sprechen für sich – Von hier gehts mit dem nächsten Nachtbus direkt nach San Cristobal de las Casas. Später bereuen wir, dass wir von hier aus nicht nach Guatemala fahren um die Ruinenstadt Tikal zu sehen. Dennoch werden wir in SanCristo, wie man es hier nennt, auch Einiges sehen.
San Cristóbal de las Casas
Morgens früh angekommen steigen wir in einem Hostel mit gutem Essen ab und gönnen uns erstmal ein fettes Frühstück.
In SanCristo erkundeten wir ein bisschen die umliegenden indigenen Dörfer, welche eher schon Städte waren und neben der ortstypischen Kleidung allerlei westliche Waren gehandelt wurden.
Nachts fängt die Stadt an zu Glitzern. Es herrscht reges treiben mit Musikern, Verkäufern, Künstlern und vielem mehr. Ein paar Eindrücke habe ich im Video eingefangen, dazu später.
Guatemala
Da wir beschlossen haben so viel es geht mit Chicken Bussen, also öffentlichen Bussen zu reisen, endete unser Grenzübertritt abends um 8 in einem kleinen Hotel an der Straße in Huehuetenango.
Panajachel
Tags drauf ging es dann endlich an den Lago de Atitlán. Über eine App für Überlandreisende Autofahrer fanden wir in Panajachel ein Hotel mit riesigem Grundstück. Sie vermieteten uns einen Campingplatz vom allerfeinsten auf dem wir komplett alleine waren.
Zeit, das Leben zu genießen! Feuer, guter Kaffee und eine Hängematte tun ihr übriges.
Antigua
El Paredon
Absoluter Tipp für alle Surfer unter euch. Riesige Strände und bisher nur eine Hand voll Hostels. Wir bereuen bis heute die Wellen dort nicht länger ausgekostet zu haben.
Doch auf unserem Reiseplan stand mal wieder Kultur. Lange haben wir mit der Entscheidung gehadert, da Honduras immer noch recht gefährlich ist. Doch wir haben schon die Ruinenstadt Tikal ausgelassen also ab in die Maya-Ruinen von Copan.
Honduras
Wieder die App angeschmissen und wir erfahren, dass hier im Ort ein Arzt wohnt der ab und an Leute bei sich auf dem Grundstück schlafen lässt. Zusammen mit Garcia aus Malaga fragen wir also nach Obhut. Kein Problem.
Mit Blick auf den Kalender laufen wir Richtung Ruinen.
Der letzte König von Copan war wohl mit einer Angehörigen der Palenque Dynasty verheiratet.
Abends am Feuer, wo alle kochten, gerieten wir in ein Gespräch mit dem „Bauer“ der hier für den Arzt auf sein Grundstück aufpasst. Zusammen mit Garcia reden wir über das Kultivieren von Pflanzen, die Edelstein-Vorkommen in der Gegend und dass der Boden hier sehr gut sein soll.
Es ist das erste Mal, dass mich ein Farmer auf Monsanto anspricht und was ich davon halten würde. Sehr interessant! Zum Abschluss empfiehlt uns der Senor noch, wir sollten einmal den schwarzen Mais von hier probieren. Er wäre köstlich!
El Salvador
El Tunco – Ein Traumstrand für Surfer! Leider auch ein Privatstrand mit Eintritt und co. Die Preise sind wie in den Vereinigten Staaten und die Menschen recht unfreundlich. Für mich sind diese Strände absolut nichts. Wir entscheiden uns mit einem Shuttle nach Nicaragua zu fahren.
Auch in Honduras haben wir dies getan und es stellte sich heraus, dass die Shuttle-Fahrer einen enormen Vorteil bei der Abfertigung an der Grenze bringen. Da wir auf dem Weg nach Nicaragua nochmal durch Honduras müssen, war es wohl die Zeitsparendste Entscheidung der ganzen Reise.
Nicaragua
Leon
In Leon, schauten wir uns ausgiebig die Stadt an und besuchten den Markt. Im Hostel traf ich eine Österreicherin wieder die ich schonmal in Mexico getroffen hatte. Eins ist jedoch klar, wir haben genug Städte gesehen, die Menschen werden auch immer aufdringlicher und möchten einem um jeden Preis irgendwas verkaufen. Also weiter nach Las Penitas.
Las Penitas
Entspannt angekommen, gibt es erstmal einen ausgedehnten Strandspaziergang. Wir nutzten den ersten Tag am Pazifik wieder zur Entspannung. Am Zweiten liehen wir uns ein Kanu und fuhren durch die anliegenden Mangrovenwälder.
Der Fluss führte uns direkt zu einer Schildkröten-Station. Hier kümmert man sich um die Reproduktion von Schildkröten. Man sieht die Schildkröten in der Nacht kommen, nachdem die Schildkröte ihre Eier gelegt hat und wieder im Wasser ist, buddeln die Leute der Station die Eier aus und legen sie in einen großen, mit Sand gefüllten Plastiksack.
Dann bringt man den Plastiksack zwischen den Hütten in Sicherheit und notiert die Daten und die Anzahl der Eier. Mit fortschreitender Entwicklung buddeln sich die kleinen Schildkröten zur Oberfläche um ins Meer zu gelangen. Am Nachmittag an dem wir da waren, schafften zwei junge Meeresbewohner ihren Weg.
Wir halfen ihnen dann angesichts der vielen Pelikane hier am Strand ins Wasser. Die Mücken an der Station machten uns wahnsinnig und als wir wieder im Dorf waren, gönnten wir uns frische Langusten 🙂
Laguna de Apoyo
Auf unserem Weg gen Süden machten wir halt an einem Kratersee. Die Laguna ist wunderschön, aber ziemlich abgeschieden. Durch Glück reagierte ein Pärchen (Sie aus Nicaragua, Er Belgier) auf unsere ausgestreckten Daumen und nahmen uns gratis mit zum nahegelegen Vulkan Massaya.
Auf den Vulkan darf man nur mit Auto, da er angeblich so instabil ist. Erst zahlt man 15US$ (pro Person) und kommt nach ewigem warten im Auto auf einen Parkplatz am Kraterrand. Aussteigen. Schauen. Fotografieren. Schon erklingt die Trillerpfeife eines Aufsehers – 15 Minuten sind um. Wir müssen wieder runter, denn die nächste Gruppe Autos wartet unten.
Irgendwie abstoßend. Aber auf jeden Fall auch faszinierend. Am kommenden morgen verabschiedeten wir uns von der hosteleigenen Schleichkatze, die anderswo zur Kaffeeproduktion benutzt wird und fahren weiter Richtung Rivas, von da aus wollen wir auf die Vulkaninsel Ometepe im Lake Nicaragua.
Isla de Ometepe
Als die Mitarbeiter der Fähre unsere riesigen Rucksäcke sehen und hören, dass wir mit Zelt unterwegs sind, vermitteln sie uns direkt an die Finca Zopilote. Mit dem Minivan ging es eine Stunde über die Insel bis wir an einem alten stillgelegten amerikanischen Schulbus rausgeschmissen werden.
Eine deutsche Freiwillige sieht uns und erklärt alles. Die Finca Zopilote gehört zwei Italienern und ist ein Permakulturprojekt. Kurz: man versucht alles, was man im Restaurant anbietet komplett selbst herzustellen und die Unterkünfte in die natürliche Umgebung einzupassen.
Noch kürzer: Hippies überall. Doch es passt absolut. Täglich sind mehrere Workshops die gratis angeboten werden und jeden Abend finden Themennächte, wie Quiz-Nights, Pizzaabende etc. statt.
Neben den Acroyoga-Sessions, die wir täglich besuchten. Schauten wir uns die Insel, mit dem Motorroller, Fahrrädern und zu Fuß gründlich an. Ein verschlafenes kleines Paradies. Durch den Austausch mit anderen Pärchen die Acroyoga machen, sind wir wieder voll dabei und lernen viel neues.
Doch nach einiger Zeit wird uns dieses kommerzialisierte Hippiedörfchen zu anstrengend – und bei einem Blick auf den Kalender wird klar in Costa Rica haben wir nur maximal noch 4 Tage. Also los – zurück aufs Festland.
Sobotá
Die Überfahrt von Ometepe nach Sant Jorge war, nunja turbulent. Ich habe schon einige Bootsfahrten mitgemacht, aber diese war schon ziemlich hart. Die ganze Sache krönte sich selbst. Als ich aus dem Dösen gerissen wurde, war da irgendwas flüssiges an meine Füße gespritzt worden.
Als ich sah was es war, fing ich hart an zu würgen denn das Kind zwei Plätze neben mir hatte im hohen Bogen auf den Boden gekotzt und mich getroffen. Nach vergeblichen Putzaktionen entleerte der zuständige Matrose einen Eimer Wasser in unsere Richtung.
Wieder am Hafen angekommen kommt direkt eine Flut von Menschen auf uns zu die uns Hotels, Taxis und dergleichen anbieten, da die Grenze nach Costa Rica angeblich um 6 zu mache. Tatsächlich war es schon fast am dämmern.
Im Chicken Bus Richtung Grenze unterhielten wir uns wie es wohl weitergehen würde und bis wohin wir es wohl schaffen als uns plötzlich ein älterer Herr auf deutsch anspricht.
Jochen, ein ergrauter Mitfünfziger, welcher als ehemaliger Linksautonomer zur Revolution nach Nicaragua kam. Vor gut 30 Jahren. Er Lädt uns ein bei sich( 4Km vor der Grenze) zu schlafen – nach einiger Überlegung nahmen wir an und fanden uns im Dschungel wieder.
Der Gute hat ein Grundstück direkt am Lake Nicaragua, mit Dschungel und Strand. Er erzählte, er wollte damals ein Öko-Tourismus-Projekt aufziehen aber es kam nie zu einer Fertigstellung. Mittlerweile treibe er da Projekt nicht mehr vorrangig voran, da er genug beschäftigt sei die jungen Nicaraguaner davon abzuhalten die Leguane einzusammeln.
Leguane stehen aus Artenschutzgründen weltweit unter Naturschutz. Hier jedoch, in einem sehr katholischen Staat, gilt Leguanfleisch als so genanntes Nicht-Fleisch und darf auch Freitags, in der Fastenzeit und an Feiertagen gegessen werden. Die Tiere muss man nichtmal Jagen und kann sie einfach einsammeln.
Dies versucht Jochen zumindest auf seinem Grundstück zu verhindern, dafür patrouilliert er mit seiner Pistole am Hosenboden und versucht seine Arbeiter zu koordinieren. Er finde leider nur Leute im Teenageralter, da die älteren alle versuchen an der Grenze schnelles Geld zu machen. Viele Landen im Gefängnis oder werden verschleppt, so bleibe ihm nur die jüngere Generation.
Wir helfen. Andrea geht mit Pilar, seiner Frau einkaufen und ich kriege einen kleinen Indio zu Seite. Gemeinsam pflanzen wir Bäume im Dschungel um. Irgendwie eine abstruse Arbeit, aber ich kann nachvollziehen, dass Jochen hier Wege braucht um den Wilderern auf die Schliche zu kommen.
Puntarenas
Am nächsten Tag fliegt Jochen nach Kuba. Er macht Solidaritätsarbeit und hat einige Freunde dort. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren mit ihm ein Stück nach Costa Rica rein.
In Puntarenas verabschieden wir uns von Jochen und genießen unseren letzten Tag am Strand von Puntarenas.
Gegen Abend nehmen wir dann den Bus nach San Jose, wo unsere Reise vorerst endet. Hier noch das zugehörige Video.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen meiner Geschichten und wer weiß, vielleicht mache ich bald mal wieder eine Reise und berichte dann natürlich!
Also Servus,
Simon